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Ägypter*in ärgere dich nicht!

Es wird spielerisch, denn heute stellen wir euch drei bekannte Spiele aus dem Alten Ägypten vor: Senet, Mehen und das Hunde- & Schakalspiel.


Senet

Bild 1: Senet. Neues Reich, 18. Dynastie. © Metropolitan Museum of Art. Inv.-Nr. 01.4.1a.

Bild 2: Senet. 2. Zwischenzeit/Frühe 18. Dynastie. © Ebd. Inv.-Nr. 16.10.475a.


Das wohl bekannteste Spiel aus Ägypten ist Senet. Der Name leitet sich vom ägyptischen Wort sni für "passieren" oder "vorbeigehen" ab. Das Spiel ist seit mindestens 3000 v. Chr. belegt und wurde über die gesamte Geschichte Ägyptens gespielt. Senet hat Ähnlichkeiten mit den heutigen Brettspielen Backgammon und Mensch-ärgere-dich-nicht.


Das Spielbrett besteht aus drei Reihen mit jeweils zehn Quadraten. Einige von ihnen sind dekoriert und markieren Sonderaktionen, z.B. das erneute Würfeln. Das Spiel wurde entweder auf einem richtigen Spielbrett gespielt oder als einfache Version in Stein geritzt. Senet spielte man zu zweit. Jeder Spieler besaß ab dem Neuen Reich (ca. 1550 v. Chr.) fünf Spielsteine, davor waren es sieben. Als Würfel dienten sogenannte Wurfstäbchen. Von ihnen gab es insgesamt vier Stück. Diese Stäbchen besaßen eine flache und eine gewölbte Seite. Lediglich die flache Seite zählte. Zeigten die Stäbchen alle ihre flache Seite, durfte der Spieler sogar fünf Felder vorgehen. Ab der 17. Dynastie tauchten neben der Wurfstäbchen auch Astragaloi auf. Dabei handelte es sich um die Sprunggelenksknochen von Rind, Schaf oder Ziege. Ab der 19. Dynastie ersetzten Astragaloi die Wurfstäbchen.


Astragal. © Britisches Museum London. Wurfstäbchen. © Metropolitan Museum of Art. Inv.-Nr. EA 21605. Inv.-Nr. 19.2.24.


Mehen

Mehen Spielbrett. Frühdynastisch. © British Museum London. Inv.-Nr. EA 66216.


Neben dem Senet ist das Mehen das berühmteste Brettspiel aus dem Alten Ägypten. Gespielt wurde es in der frühdynastischen Zeit (1.-2. Dynastie und im Alten Reich (ca. 3000-2700 v. Chr.). Der Name leitet sich vom ägyptischen Wort mHn ab, das mit "sich ringeln, umringeln" oder "Umringler" die Erscheinung des Brettes beschreibt. Auf einem runden Spielbrett sind quadratische Felder spiralförmig angeordnet. diese stellen einen aufgerollte Schlange dar, deren Kopf sich in der Mitte befindet. Die aufgerollte Haltung imitiert eine Schlange beim Beschützen der Eier.

Abbildungen des Spiels finden sich aus dem Alten Reich bis zur 1. Zwischenzeit. Im Grab des Hesire (3. Dynastie) ist ein vollständiges Spielset abgebildet. Es besteht aus drei Elfenbeinlöwen und 3 Elfenbeinlöwinnen als Spielsteine. Die Löwen mussten als Spielziel vermutlich in die Mitte gebracht werden. Neben den Löwen gehörte auch jeweils ein Set aus sechs farbigen Murmeln dazu. Diese dienten vielleicht als eine Art Würfel. Noch vor dem Neuen Reich scheint Mehen aus der Mode gekommen zu sein.



Hund- und Schakalspiel

Bild 1: Hunde- und Schakalspiel. Mittleres Reich, 12. Dynastie.

© Metropolitan Museum of Art. Inv.-Nr. 26.7.1287a-k.

Bild 2: Hunde- und Schakalspiel. Mittlerse Reich, 11. Dynastie. © Ebd. Inv.-Nr. 26.3.154.


Das Hunde- und Schakalspiel taucht um 2000 v. Chr. in Ägypten auf, wurde aber in ganz Vorderasien gespielt. Besonders im Mittleren Reich schien es beliebt zu sein. Das einzig vollständige Set stammt von König Amenemhet IV. (Bild 1). Der altägyptisceh Name ist unbekannt, "Hunde- und Schakalspiel" stammt von dem Entdecker des Tutanchamungrabes Howard Carter. Der Ägyptologe Flinders Petrie nannte es das

"58-Loch-Spiel". Auch die genauen Spielregeln können nicht mehr genau nachvollzogen werden. Vermutlich handelte es sich aber um ein Rennspiel, bei dem zwei Spieler zu dem großen Loch am Ende gelangen mussten. jeder Spieler besaß fünf Stäbchen mit Hunde- bzw. Schakalkopf. Zwischen den Löchern gab es Querverbindungen, durch die der Spieler zu einem anderen Loch wechseln konnte. Bei einigen Feldern ist die Hierolgyphe nfr "schön, vollkommen" abgebildet. Dies brachte wohl einen Vorteil im Spiel.


Nicht nur zum Vergnügen

Königin Nefertari spielt Senet. Neues Reich, 19. Dynastie.

Zeichnung Nina de Garis Davies. © Metropolitan Museum of Art. Inv.-Nr. 30.4.145.


Ausschnitt Totenbuch des Hunefer. Neues Reich, 19. Dynastie.

© British Museum London. Inv.-Nr. EA 9901,5.


Der Unterhaltungsfaktor hat eine Rolle gespielt, genauso wichtig war aber sicherlich der Jenseitsaspekt der drei Spiele. Sie alle hatetn eine relgiöse Symbolik, deren Bedeutung aber noch nicht zweifelsfrei geklärt ist.

Bei Senet könnte es darum gegangen sein, dass die Spieler ihre Spielsteine sicher über das Brett bringen mussten, um so ihr ewiges Leben zu sichern. Die Spielfelder des Senet könnten also die verschiedenen Stationen der Jenseitsreise darstellen. In den Pyramidentexten gibt es einen Hinweis darauf, dass das Erreichen des Jenseits nur durch ein erfolgreiches Durchschreiten des Mehen-Spielbrettes möglich war. Im Zentrum der Spirale zu anzukommen, könnte symbolisch für die Aufnahme des Spielers in die Barke des Sonnengottes Re stehen. Die Form des Mehen ließe sich als die Schlange Apophis erklären. In der ägyptischen Mythologie köpft Re Apophis, die seine Fahrt durch die Unterwelt bedroht.



Zum Nachlesen

Allgemein:

  • Bell, R. C.:Board and Table Games from Many Civilizations. 2012.

  • Crist, Walter/Dunn-Vaturi, Anne Elizabeth/de Voogt, Alex: Ancient Egyptians at Play. Board Games across Borders. New York 2016. S. 41-80.

  • Dunn-Vaturi, Anne-Elizabeth: Board Games from Ancient Egypt and the Near East. In: Heilbrunn Timeline of Art History. New York 2000.

  • Rothöhler, B.: Ägyptische Brettspiele außer Senet. Würzburg 1997, S. 10-23.

  • Tyldesley, Joyce: Egyptian Games and Sports (= Shire Egyptology. Bd. 29). Shire 2008, S. 12–14.

Senet:

  • Piccione, Peter A.: The Historical Development of the Game of Senet and Its Significance for Egyptian Religion. Chicago 1990.

  • Pusch, Edgar: Das Senet-Brettspiel im Alten Ägypten. Das inschriftliche und archäologische Material (= Münchner Ägyptologische Studien. Band 38). München/Berlin 1979.

Mehen:

  • Ranke, H.: Das altägyptische Schlangenspiel. Heidelberg 1920.

  • Piccione, P.A.: Mehen, Mysteries and Resurrection from the Coiled Serpent. In: JARCE 27. 1990.

Hunde und Schakale:

  • Dunn-Vaturi, Anne-Elizabeth: Game of Hounds and Jackals. In: Oppenheim, Adela/Arnold, Dorothea/Yamamoto, Kei (Hg.): Ancient Egypt Transformed. The Middle Kingdom. New York 2015. S. 249, Nr. 188.

  • Hoerth, A. J.: The game of Hounds and Jackals. Ancient Board Games in Perspective. London 2007, S. 64-68.


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