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Playmobil, Lego und Co. im alten Ägypten


Spielzeugmaus. Neues Reich (?). © British Museum London. Inv.-Nr. EA65512.


Spielzeug ist wohl so alt wie die Menschen selbst. Vor allem "Kind" und "Spiel", sind Begriffe, die untrennbar miteinander verbunden wurden. Spiele begleiten uns durch das ganze Leben. Kinder spielen überall auf der Welt, in verschiedenen Kulturen, in verschiedenen Zeiten. Dass auch Kinder im alten Ägypten spielten, ist sicher.

Die beliebten Brettspiele, wie das Senet oder Mehen, wurden bereits vorgestellt, aber wie sieht es mit dem eigentlichen Spielzeug aus?

Ohne die technischen Neuheiten des 20. und 21. Jahrhundert, mussten die ägyptischen Kinder kreativ werden. Zur Herstellung von Spielzeug wurde alles verwendet, dass die Natur hergab: Stein, Holz, Ton, Papyrus oder Wolle.


Das älteste Spielzeug, das in Ägypten gefunden wurde, war ein kleines Spielzeugboot aus Holz. Es lag in einem Kindergrab aus der prädynastischen Zeit. Leider gibt es keine Abbildung, bei der das Kind damit gespielt hat. Deshalb ist es unsicher, ob es sich dabei um ein Spielzeug handelt oder einen religiösen Hintergrund hatte.

Besonders erfoglreich im Finden von Spielzeugen war der Ägyptologe W.F. Petrie. Er grub in Lahun und fand die wahrscheinlich größte Sammlung. Leide r fehlt der Fundkontext. In welchem Haus wurde das Spielzeug gefunden, aus welcher gesellschaftliche Schicht stammten sie und welche anderen Objekte waren in der Nähe? Dies sind alles Fragen, die Licht ins Dunkeln von Objekten bringen könnten.


Puppe

Puppe. 12. Dynastie. © UCL Petrie Museum. Inv.-Nr. UC40580.


Was auf den ersten Blick eher aussieht wie eine Voodoo-Puppe, ist nur eine ganze normae Spielzeugpuppe. Sie war sicherlich der ganze Stolz eines ägyptischen Kindes. Als Material verwendte man Papyrus und Stoff als Füllung. Um die Puppe zusammenzuhalten, wurde eine Schnur darum gewickelt.


Bälle

Bälle waren aus verschiedenen Materialien hergestellt, am häufigsten aber als Leder. Die einzelnen Stücke wurden zusammengenäht. Die Fülle der Bälle konnte aus Wolle sein. Es existieren auch Bälle aus pflanzlichen Fasern, die zu einem Knäul verdreht wurden. Hier ist aber nicht sicher, ob es sich tatsächlich um Bälle handelt oder lediglich um ein Garnknäul.


Abb. links: Ball. Römische Zeit. © British Museum London. Inv.-Nr. EA4671.

Abb. miite: Lederball. Neues Reich. © Metropolitan Museum of Art. Inv.-Nr. 29.2.19.

Abb. rechts: Faserball. 18. Dynastie. © UCL Petrie Museum London. Inv.-Nr. UC27882iv.


Es gibt sogar Szenen mit Spielzeug, genauer gesagt, mit Bällen. Bälle nehmen als Spielzeug eine Sonderstellung ein. Sie sind als einziges sowohl ikonografisch als auch archäologisch nachgewiesen.

Zeichnung Spielszene Grab 15 aus Beni Hassan. Newberry 1894, Pl. IV.


Im Grab der Baket, im mitteläyptischen Beni Hassan, findet sich eine Spielszene. Es sind ausschließlich Mädchen spielend mit einem Ball dargestellt. Das heißt natürlich nicht, dass nicht auch Jungen mit Bällen gespielt haben.

In der ersten Szene (links) werden die Mädchen die Bälle nach oben. Es sieht aus, als würden sie jonglieren.

Auf der rechten Seite sitzen zwei Mädchen auf dem Rücken von anderen. Dorothy Eady beschrieb die Szene als "Menschenpolo". Eine mögliche Regel könnte gewesen sein, dass, wenn der Ball nicht gefangen wurde, "Reiter" und "Pferd" die Plätze tauschen mussten.


Tierfiguren

Abb. links: Maus. Neues Reich. © British Museum London. Inv.-Nr. EA38540.

Abb. mitte: Katze oder Löwe. Neues Reich. © British Museum London. Inv.-Nr. EA15671.

Abb. rechts: Krokodil. Spätes Mittleres Reich. © Petrie Museum London. Inv.-Nr. UC7196.


Die Variation an Tierfiguren ist groß. Sie reicht von Mäusen, Katzen oder Löwen, Krokodilen oder auch Schildkröten. Eine Besonderheit sind Gelenkspielzeuge, wie die Maus auf der linken Abbildung oder dem Titelbild. Die Maus ist aus Ton gefertigt. Das Maul kann durch einen kleinen Holzeinsatz bewegt werden. Daran ist eine Schnur mit einem Stöckchen befestigt. Dies diente vielleicht zum Ziehen.

Bei manchen der Tierfiguren sind sich die Forscher jedoch nicht sicher, ob diese tatsächlich Spielzeug darstellen oder kleine Opfergaben für Götter.

Holzpferd. Römische Zeit. © British Museum London. Inv-Nr. EA26687.


Besonders in der ptolemäisch-römischen Zeit waren Holzpferde mit Rädern beliebt. Später saßen auf den Pferden auch Reiterfiguren. Die Perde waren farbig angemalt. Ein wichtiger Fundort der Holzfiguren war Karnies, eine Stadt in der Nähe des Fayums. Die Universität Michigan hatte dort von 1924-1935 ausgegraben. Die Forscher fanden einen großen in situ (in originaler Lage) Fund von Holzpferden. Der Standort der Objekte ist heute leider unbekannt.

Aufgrund der Regelmäßgikeit der Form, liegt die Annahme einer Manufaktur-Produktion nahe. Möglicherweise waren diese Holzpferde ein Handelsgut.


Ein kleiner Gedanke zum Schluss

Die Autoren der Literatur sprachen sich häufig dafür aus, dass ein bestimmtes Spielzeug oder Spiel auschließlich von Mädchen oder Jungen verwendet/gespielt wurde. Dabei handelt es sich um einen modernen Blick, der in der Archäologie leider noch häufig bei Genderrollen angewendet wird. Wir wissen nicht, ob das ein oder andere Spielzeug nur für ein bestimmtes Geschlecht gedacht war. Mädchen können/dürfen/sollen mit Stöcken als Schwertern und Jungen mit Puppen spielen.


Zum Nachlesen

  • Crawford, S.: Archaeology of playthings: Theorising a Toy Stage in the Biography of Objects. In: Childhood in the past 2. 2009, S. 56-71.

  • Decker, W.: Sport und Spiel im Alten Ägypten. München 1987.

  • Eady, D. L.: Toys and games in ancient Egypt. In: Revista de la Sociedad Uruguaya de Egiptología 7. 1990, S. 10-13.

  • Flinders Petrie, William Matthew: Objects of daily use. With over 1800 figures from University College London. London 1927.

  • Marshall, Amandine: Étre un enfant en Égypte ancienne. Monaco 2014.

  • Wollnerová, Dorotea : Hracky a detstvi ve starovekém Egypte. Prag 2014.


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