top of page
Sarah

Eine Nase, mein Lieber, eine Nase...

So spricht Miraculix, als er zurück in der gallischen Heimat von den Erlebnissen mit Asterix in Ägypten bei Kleopatra erzählt (sie soll eine so entzückende Nase gehabt haben…).


Bei uns geht es nun dem Herbst entgegen und schon bald werden wir wieder mit Schniefnasen auf dem Sofa sitzen, Taschentücher um uns herum verteilt und auf dieses Organ schimpfen, das uns quält. Für die Ägypter hatte der Schnupfen scheinbar auch Relevanz, immerhin gibt es eine Rezeptur dagegen, und zwar Dattelsaft, der in die Nase gegeben wird. Eine frühe Form der Nasentropfen also, und sicherlich mit einem sehr angenehmen Geschmack, wenn die Tropfen den Rachen wieder hinunterlaufen…


Die Nase begegnet uns in allen Arten ägyptischer Texte recht häufig, und zwar nicht, weil die Ägypter besonders oft Schnupfen gehabt hätten, sondern weil die Nase für sie mit etwas ganz anderem untrennbar verknüpft war: Dem „Lebenshauch“.

Durch die Nase tritt nach den altägyptischen Vorstellungen die Luft in den Körper ein und spendet Leben, in dem sie sich in Herz, Lunge und bauch verteilt. So findet man diese und ähnliche Formulierungen zum Thema Nase sehr regelmäßig:

„Möge deine Nase Luft einatmen, damit du deine Kehle atmen lässt“
„Sie (eine Gottheit) gibt dir Luft an deine Nase, damit du lebst.“

Folgerichtig ist eine verstopfte Nase eines der Gebrechen, mit denen man im hohen Alter zu kämpfen hat:

„Das Greisenalter ist eingetreten […] Die Nase ist verstopft, sie kann nicht atmen, denn beschwerlich sind Aufstehen und Niedersetzen.“

In Texten, die Könige für ihre Wohltaten preisen, heißt es: „Alle Nasen sind kühl, wenn er fern von Zorn ist.“

Warum kühle Nasen gut sind (und zwar nicht nur für Hunde), erschließt sich vielleicht nicht direkt; in der teilweise stickigen Sommerhitze Ägyptens ist eine kühle Brise, die das Atmen erleichtert, aber sicherlich eine Wohltat. Wenn der König glücklich ist, sind es seine Untertanen also auch – oder zumindest ihre Nasen.


In diesen Zusammenhang passt auch, dass gute Gerüche für die Ägypter etwas wahrhaft Göttliches gewesen sein müssen. In zahlreichen Tempeln finden sich Szenen, in denen den Göttern Räucherwerk dargebracht wird, verbunden mit unter anderem diesen Worten aus dem Edfu-Tempel:

„Myrrhe von erstklassiger Art die auf der Flamme ist für deinen Ka; ihr Duft hat den Himmel erreicht. Dein Leib möge sich freuen über dieses Räucherwerk. Dein Herz möge froh sein, o Herr der Götter, und deine Nase möge erfüllt sein mit Wohlgeruch.“

Die medizinischen Texte geben, abgesehen von den Dattel-Nasentropfen, nur wenig „Handfestes“ an Nasenkrankheiten her. Ein Fall jedoch ist tatsächlich erwähnenswert, und zwar ist es Fall 11 aus dem Papyrus Smith, dem sogenannten „Wundenbuch“. Hierbei handelt es sich um eine Art Lehrbuch der Diagnostik von Verletzungen, verbunden mit Handlungsempfehlungen oder Therapieoptionen.


In Fall 11 wird uns nun also beschrieben, wie ägyptische Ärzte mit einem Nasenbeinbruch umgehen sollten.

„Wenn du einen Mann mit einem Bruch am Pfeiler seiner Nase untersuchst: seine Nase ist breitgedrückt, eingeebnet ist sein Gesicht, er gibt Blut aus seinen beiden Nasenlöchern. Es ist eine Krankheit, die ich behandle. Du sollst ihm mit zwei Stofftupfern die Nase auswischen, dann befeuchte zwei Stofftupfer mit Öl und lege sie in das Innere seiner beiden Nasenlöcher. Dann sollst du ihn legen. Lege ihm Polster von Stoff an: Zusammengeschnürt werde seine Nase. Behandle ihn jeden Tag mit Öl und Honig, so dass es ihm besser gehe.“

Um es kurz zu machen: Nasenbeinbrüche werden auch heute kaum anders behandelt! Die Nase wird tamponiert, die Tamponade wird fixiert, damit die Nase stabilisiert wird – und der Patient bekommt eine horizontale Haltung verordnet.

Beim untenstehenden Patienten und dessen „Nasenbruch“ dürften diese Maßnahmen jedoch kaum Wirkung gezeigt haben…










Abbildungen

"Asterix und Kleopatra" © 1963-2013 Dargaud / Les Editions Albert-René, Goscinny-Uderzo / Egmont

18 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page