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Sarah

Bad Hair Day?

Aktualisiert: 10. Okt. 2021

Haarpflege war bei den Ägyptern ein großes Thema. Von Malereien und Statuen wissen wir, dass nicht nur Frauen, sondern auch Männer komplexe Frisuren trugen. Während wohlhabende Personen wohl zu gesellschaftlichen Anlässen Perücken bevorzugten, wurden auch in der „Normalbevölkerung“ allerlei ausgefallene Frisuren ausprobiert. Untersuchungen an Mumien in Amarna zeigten, dass vor allem Zopf- und Flechtfrisuren im Neuen Reich en vogue waren. Auch Extensions waren den Ägyptern bekannt. Die Haarfarbe der meisten Menschen dürfte mittelbraun bis schwarz gewesen sein.



Metropolitan Museum of Art, NY Inv.-Nr. 36.3.196 Korb mit Extensions 18. Dynastie, Theben




Ein behandlungsbedürftiges Problem scheint dann bestanden zu haben, wenn mit

fortschreitendem Alter die eigentliche Haarfarbe zu Ergrauen begann. Das Färben mit Henna ist definitiv belegt, zusätzlich bot die Medizin die Möglichkeit, gewisse Heilmittel anzuwenden, die das Ergrauen abwenden sollten. Diese sind aus dem Papyrus Ebers (Eb 451, 453, 454) aus dem 16. Jhd. v. Chr. überliefert.


„Anfang der Heilmittel zum Beseitigen von Ergrauen und zum Behandeln des Haares: Blut eines schwarzen Kalbs. Werde mit Öl gekocht. [Der Kopf] werde damit eingerieben.

Ein anderes [Heilmittel] zum Vorbeugen von Ergrauen: Plazenta einer Katze, Eier vom Raben, Öl, Ladanum. Werden vollständig gekocht. Werde an den Kopf des Mannes gegeben, nachdem er rasiert wurde.

Ein anderes [Heilmittel]: Blut vom Horn eines schwarzen Rindes. Werde vollständig mit Öl gekocht. [Der Kopf] werde damit eingerieben“


Es folgen fünf weitere, sehr ähnliche Rezepturen, an deren Inhaltsstoffe man heute nur noch schwer herankommen dürfte.

Auffällig ist jedoch, das fast ausschließlich Bestandteile schwarzer Tiere als Heilmittel verwendet wurden. Wir finden hier bereits die Anwendung eines Prinzips, dass im 16. Jhd. n. Chr. durch Paracelsus Eingang in die europäische Medizin fand: die sogenannte Signaturenlehre.

Hierbei handelt es sich um die Vorstellung, dass ein Heilmittel dann gegen eine bestimmte Erkrankung hilft, wenn es eine Ähnlichkeit in Farbe, Form, Geruch, oder ähnlichem aufweist. Ein schwarzes Tier hilft also dabei, das Schwarz der Haare zu bewahren und das Ergrauen zu verhindern. (Auf die Spitze getrieben wurde die Signaturenlehre übrigens im 17. Jhd. n. Chr. mit der Anwendung von pulverisiertem menschlichen Schädel gegen Kopfschmerzen oder Hirnerkrankungen...)


Allerdings wurden im Alten Ägypten auch „seriöse“ Mittel zur Haarpflege verwendet. So findet sich ebenfalls im Papyrus Ebers (Eb 251) der folgende Abschnitt:


„Kenntnis dessen, was mit der Rizinuspflanze gemacht werden kann, als etwas, das in Schriften der alten Zeiten gefunden wurde, und das etwas für die Menschen Nützliches ist: Es wird wachsen gelassen das Haar einer Frau durch ihre Frucht: werde zerrieben, werde gegeben in Öl, dann soll die Frau ihren Kopf damit salben.“


Diese Anwendung hat sich bis heute durchgesetzt, und Schönheits-Ratgeber schwören nach wie vor auf die Verwendung des Rizinusöls für schöne Haare, da es Feuchtigkeit spendet und die Haare glänzend macht. Hier waren also die Ägypterinnen vor 3600 Jahren schon absolut im Trend.



Zur den Funden in Amarna

- Jolanda Bos in Barry Kemp, Tell El-Amarna, 2014 (Abschnitt: Human Hair from the South Tombs Cemetery), Journal of Egyptian Archaeology 100 (2014), pp. 1-33.


Übersetzung der Rezepturen

- https://sae.saw-leipzig.de/de/dokumente/papyrus-ebers


Titelbild

- Metropolitan Museum of Art, Inv. Nr. 30.3.35, Perücke aus menschlichem Haar

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