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Alles nur zum Schein?

Die Scheintür des Ika


























Abbildung aus Saleh, Mohamed/Sourouzian, Hourig:

Die Hauptwerke im Ägyptischen Museum Kairo. Mainz 1986, Nr. 58.


Grundlegendes

Inv.-Nr. Ägyptisches Museum Kairo, JE 72201

Material: Akazienholz

Maße: H. 200 cm B. 150 cm

Fundort: Saqqara

Datierung: 5. Dynastie (ca. 2470-2320 v. Chr.)


Die Scheintür des Ika besteht aus Akazienholz. Dies ist eine Besonderheit, denn Holz war in Ägypten rar. Scheintüren bestanden meistens aus Stein, der bemalt wurde. die Tatsache, dass Ika eine Scheintür aus Holz in seinem Grab hatte, kann auf seine wichtige Position als Beamter hinweisen. Die einzelnen Teile der Scheintür wurden mit Zapfen, Dübeln und Lederschnüren zusammengesetzt. Auf dem Architrav ist der Verstorbene Ika mit seiner Frau Imerit abgebildet. Beide sitzen an einem gedeckten Tisch. die Hieroglyphen darüber beschreiben, welche Gabe abgebildet sind.


Architrav = Architektonisches Element; ein Bildfenster, das Säulendarstellungen verbindet und das Dach trägt


In der Türöffnung im Zentrum der Scheintür steht Ika als Wab-Priester ("reiner Prister") und Vorsteher des Großen Palastes. Sein Sohn Tjenti steht neben ihm. Auf dem linken Türflügel (von uns aus gesehen), ist Ika mit seinem Sohn Abedu abgebildet. Ika hält Stab und Zepter, die seinen Rang als Beamter anzeigen. Der rechte Türflügel zeigt seine Ehefrau Imerit, eine Priesterin der Göttin Hathor. Ihre Tochter Tjentet steht vor ihr. Imerit trägt ein langes Kleid mit breiten Trägern, die ihre Brust entblößen. Sie riecht an einer Lotusblume. Der Lotus stand in Ägypten für Regeneration und Auferstehung. Diese Bedeutung geht auf die Beobachtung zurück, dass sich die Lotusblüte nach Sonnenuntergang schließt und unter Wasser taucht. Bei Sonnenaufgang sieht es aus, als würde sie neu geboren.

Präsent auf der Scheintür ist die Htp-dj-nsw Formel (Opferformel). Der König und eine Gottheit (im Allgemeinen Osiris, hier aber Anubis), überreichen dem Verstorbenen Opfergaben.


Die Scheintür als Grabelement


Scheintüren waren vor allem in den Mastabas des Alten Reiches ein wichtiger Bestandteil des ägyptischen Grabes.


Mastaba = arabisch-ägyptisch für "Bank"; rechteckiger Ziegelbau mit schrägen Wänden; Pyramiden lösten sie als Königsgräber ab, wurden aber für Privatgräber weitergenutzt.


Die Scheintür war der Kontaktpunkt zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten. Der Verstorbene sollte aus dem Grab treten können, um Opfer entgegenzunehmen. Die Scheintür war die Hauptkultstätte im Grab und bestand meist aus Stein, auch wenn das Grab selbst aus Ziegeln gebaut war.

Sie imitiert die verschiedenen Teile einer Tür. Über dem Eingang befindet sich eine zylindrische Rolle. Sie stellt eine aufgerollte Strohmatte dar, die herabgelassen werden konnte. Der Türsturz sitzt über den seitlichen Nischenpanelen. Den äußeren Rahmen bilden weitere Pfosten mit einem Türsturz.




















Bemalte Scheintür aus Stein. © Britisches Museum London. Inv.-Nr. EA 682.



















Scheintür der Anchet.

© Kunsthistorisches Museum Wien.

Inv.-Nr. 6125.



Nach dem Alten Reich verliert die Scheintür allmählich an Bedeutung. Sie kommt noch gelegentlich im Mittleren Reich vor. Dort ist sie aber kein wesentlicher Bestandteil des Grabes mehr. Aufgemalte Scheintüren finden sich auf Holzsärgen, wie auf dem des Anu. An die Stelle der ausgearbeiteten Scheintür treten naosartige Nischen mit Statuen des Verstorbenen.


Naos = freistehender, verschließbarer Schrein zur Aufbewahrung von Kultbildern, in Gräbern oder Tempeln











Sargfragment des Anu.

Mittleres Reich, 12. Dynastie.

Auktionshaus Christie's London.



Eine andere Möglichkeit waren plattenförmige Grabsteine, die jedoch lediglich als Gedenkstein gedacht waren. Im Neuen Reich ist die Tradition aber nicht ganz verschwunden. Die Kultstellen in einem Grab konnten durch Scheintüren angedeutet werden.


Information Ika

  • Felde, Rolf: Gottheiten, Pharaonen und Beamte im alten Ägypten. Norderstedt 2017, S. 128.

  • Rice, Michael: Who’s Who in Ancient Egypt. London/New York 1999, S. 75.

  • Saleh, Mohamed/Sourouzian, Hourig: Die Hauptwerke im Ägyptischen Museum Kairo. Mainz 1986, Nr. 58.

Information Scheintür

  • Arnold, Dieter: Lexikon der ägyptischen Baukunst. Düsseldorf 2000, S. 226-227.

  • Bonnet, Hans: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. Berlin 2000, S. 677-679.

  • Wiebach-Koepke, Silvia: Die ägyptische Scheintür. Morphologische Studien zur Entwicklung und Bedeutung der Hauptkultstelle in den Privat-Gräbern des Alten Reiches. Hamburg 1981.







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